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"Sie haben Wort gehalten !"


Bundesverkehrsminister Bodewig würdigte Betuwe-Vereinbarung und vermisste die "knallenden Sektkorken".

EMMERICH. Der Stuhl blieb erst mal leer. Mit einstündiger Verspätung flog Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) ins Technologie-Zentrum Oberhausen ein. Grund: Er hatte im Berliner Bundestag an einer namentlichen Abstimmung teilnehmen müssen. Das Warten wurmte vor allem Oberbürgermeister Drescher: Er hatte Geburtstag, wollte zu seiner Familie. "Vielleicht überreicht Ihnen der Minister ja eine Flasche Wein mit Wermutstropfen", meinte Norbert Gies aus Emmerich, Sprecher der Bürgerinitiativen "Betuwe - so nicht".

Und dann kam der Minister (ohne Rotwein), wurde mit Beifall begrüßt. Wunderte sich vielleicht, dass nur rund 60 Interessierte (darunter der Reeser Bürgermeister Dr. Ketteler) zur Info-Veranstaltung der Betuwe-Bürgerinitiativen gekommen waren. Die BI Oberhausen hatte zwar für rund 1 000 Euro Einladungen verschickt, aber der Streik der Post hatte dem Veranstalter einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Natürlich stand die noch junge Vereinbarung zwischen Bund, Land und Bahn im Mittelpunkt. Bodewig ("Ich bin gerne gekommen") attestierte ihr "historische Qualität", sprach von einem "Durchbruch", einem "Gemeinschaftswerk" und lobte u.a. die Rolle der Bundestagsabgeordneten Jens und Hendricks. "Dieses Projekt kann nicht mehr gekanzelt werden. Es ist auf der Schiene", sagte er. Die Vereinbarung sei ein Signal, dass der Ausbau 2003 in den neuen Bundesverkehrswegeplan komme. Die Planung sei im Sinne der Bürger, "denn wir fangen mit dem Lärmschutz an". Dann erst komme die Ertüchtigung der Strecke: "Wir wollen bis zum Ende des Jahrzehnts das 3. Gleis herstellen." Von den knapp 900 Mill. Euro, die sich Bund und Land teilen, schießt das Land 120 Mill. Euro für den Lärmschutz zu. Bodewig: "Ich möchte, dass das Geld abgerufen wird: Erst für die Menschen, dann für die Mobilität."

Die Bedeutung der Vereinbarung kam gestern nicht zu kurz ("grandiose Leistung", "ausgezeichneter erster Schritt"), aber es wurde angesichts leidvoller Erfahrungen in der Vergangenheit auch Skepsis laut, vor allem gegenüber der Bahn AG. "Ich dachte, hier knallen die Sektkorken", war Bodewig erstaunt. Das Trostpflaster hatte Gies sofort parat: "Sie sind der erste Verkehrsminister in den letzten zehn Jahren, der Wort gehalten hat!." Aber man werde den Prozess weiter kritisch begleiten. Gies vermisste im Vertrag das "Zeitfleisch", und aus Emmericher Sicht sei es so, dass die Stadt geteilt würde: "Eine Horrorvision".

Auch Manfred Flore (BI Oberhausen) sprach von einem "Schritt nach vorn", wünschte sich aber noch mehr "Fleisch an den Knochen des Vertrages". Eines wurde auch deutlich: Bürgerinitiativen und der kommunale Betuwe-Arbeitskreis machen weiter. Jetzt beginnt die Detailarbeit, z.B. wo und wie Lärmschutz an "ausgwählten Abschnitten" gebaut wird. Und da wollen die Kommunen bei den Planungen der Bahn auf alle Fälle ein Wörtchen mitreden.

NORBERT KOHNEN

NRZ 07.06.2002 / LOKALAUSGABE / EMMERICH

 


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