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Es kommt was ins Rollen


Politiker wollen Anwohnern mit Lärmschutz die Angst vor der Betuwe nehmen.

DÜSSELDORF. Als Ministerpräsident Wolfgang Clement gestern die Pläne für die Fortsetzung der Betuwe-Linie auf deutscher Seite präsentierte, sprach er von gesicherten Standorten und Arbeitsplätzen, vom Anschluss des Landes an internationale Verkehrsströme, kurz: von einem "guten Tag für Nordrhein-Westfalen". Um ein Haar, so ist zu vermuten, wäre es kein guter Tag geworden. Denn die Unterzeichnung der Betuwe-Vereinbarung im Düsseldorfer Stadttor wurde im Vorfeld mehrfach verschoben; "es besteht noch Klärungsbedarf", hieß es beim Landes-Presseamt.

Was Clement mit Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig, NRW-Kollege Ernst Schwanhold und dem Netz-Chef der Bahn, Roland Heinisch, aufs Gleis brachte, klingt dann doch nach der geforderten "Lösung aus einem Guss": Für knapp 900 Millionen Euro wird die Trasse zwischen Emmerich und Oberhausen dreigleisig ausgebaut. Bahnübergänge (und damit geschlossene Schranken) sollen durch Unterführungen oder Brücken überflüssig werden. Vor allem aber: So schnell wie möglich - also vor Fertigstellung des dritten Gleises - soll es Lärmschutzmaßnahmen für die Anwohner geben.

"Die Akzeptanz der Strecke", lautet die einleuchtende Argumentation von Bodewig, "hängt davon ab, den Menschen, die daran leben, die Angst vor Lärm zu nehmen." Lärmschutz macht 20 Prozent der Investitionskosten aus, die sich Bund und Land teilen: Der Bund übernimmt knapp zwei Drittel der Bausumme, das Land die restlichen 36 Prozent.

Auch ohne Betuwe-Güterzüge ist der Schienen-Verkehr zum Verdruss der Anwohner auf deutscher Seite zwischen Oberhausen und Emmerich in den letzten Jahren ins Rollen gekommen. Die Bahn hat nicht nur mehr Güterzüge auf dieser Strecke aufs Gleis gesetzt, sondern vor allem den internationalen ICE-Verkehr (Köln-Amsterdam) aufgenommen. Dazu kam der Integrale Taktfahrplan mit höherer Zugdichte.

Was den Ausbau angeht, sind die Deutschen zeitlich im Zugzwang. Auf niederländischer Seite stehen die Details fest. Auf 160 Kilometern Länge soll eine zweigleisige Bahnstrecke nur für Güterzüge bis 2006 den Seehafen Rotterdam mit dem europäischen Hinterland verbinden. Pro Tag sollen auf der Trasse 140 Güterzüge pro Tag fahren und jährlich 37 Millionen Tonnen Fracht transportieren. Anschluss an die deutschen Bahn ist am Grenzpunkt Zevenaar/Emmerich. Ob dort tatsächlich bis 2010 die zusätzlichen Züge am Niederrhein ohne Einschränkung weiterrollen können, wird sich zeigen. In der Übergangszeit setzt die Bahn auf Blockverdichtung: eine bessere Auslastung der alten Strecke durch moderne Signal- und Leittechnik.

Landesvater Clement denkt derweil über den "guten Tag für Nordrhein-Westfalen" hinaus: Er wolle die Entscheidung für die Fortführung der Betuwe-Linie als "wichtiges Signal" an die Niederlande verstanden wissen, dass man auf den Ausbau der Verkehrswege setze, sagte der Ministerpräsident - und sprach ausdrücklich den "Eisernen Rhein" (Antwerpen-Niederlande-Ruhrgebiet) und die Nutzung des niederländischen Luftraums für den Flughafen Weeze-Laarbruch an. (NRZ)

MICHAEL MINHOLZ

NRZ 06.06.2002 / MANTEL

 


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